Ursprünglich wusste ich nicht genau, was ich werden wollte, aber nach dem Abschluss meiner Wirtschaftsmasterstudien und einer erfolgreichen Karriere im Projektmanagement war mein Weg klar vorgezeichnet. Typisch für eine Wirtschaftlerin, kam mir irgendwann die Idee, eine von mir entworfene Ledertasche ein paar Mal zu produzieren und zu verkaufen. Dieser Gedanke führte mich in die Werkstatt von Mark Kainberger, einem der letzten Taschner in Österreich, und ich war sofort fasziniert: der knarrende Holzboden, der ehrliche Ledergeruch und die Werkzeuge mit ihren vielen Geschichten zogen mich in den Bann. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich dieses Handwerk selbst erlernen wollte.
Doch schnell stellte sich heraus, dass man ein so umfangreiches Handwerk nicht einfach durch einen Besuch im Baumarkt erlernen kann. In Österreich ist die Ledergalanteriewarenerzeugung ein reglementiertes Gewerbe, und Lehrstellen sind selten.
Daher beschloss ich, mir das meiste selbst beizubringen und machte einen Abstecher nach Japan, um bei Tsuyoshi Yamashita, dem bekanntesten Ledermeister Japans, zu lernen. 2018 trat ich den offiziellen Weg an und war die einzige Person in Österreich, die die Berufsschule für Sattlerberufe besuchte, um den Lehrabschluss in der Ledergalanteriewarenerzeugung zu machen.
Heute betreibe ich eine Werkstatt in der Salzburger Getreidegasse, wo ich maßgefertigte Lederwaren herstelle, repariere und restauriere. Diese Werkstatt ist mehr als nur ein Arbeitsplatz für mich. Sie ist ein Ort, an dem ich die Seele in jedes Stück einhauche, das ich produziere. Die Menschen spüren diese besondere Verbindung, wenn sie ein von Hand gefertigtes Produkt in den Händen halten – etwas, das eine Maschine nie leisten kann.
Meine Arbeit ist nicht nur traditionell, sondern auch nachhaltig. Ich achte darauf, dass das Leder möglichst chromfrei und pflanzlich gegerbt ist, und setze auf die Restaurierung und das Upcycling alter Lederwaren. So versuche ich, eine Alternative zu kurzlebigen Massenprodukten zu bieten.
Die Werkstatt selbst befindet sich in einem über 500 Jahre alten Gebäude, das der Geschichte und Tradition des Handwerks Respekt zollt. Obwohl dieser Standort am Anfang eine finanzielle Bürde war, ist er heute eine Quelle der Inspiration und Stolz für mich.
Für meinen Traum habe ich große Mühen und Strapazen auf mich genommen. Der Aufbau der Werkstatt war von vielen entbehrungsreichen Versuchen begleitet, und oft war ich unzufrieden mit meinen Fähigkeiten. Doch jedes Mal, wenn ein Projekt perfekt gelingt, wie der Nachbau einer legendären Birkin Bag aus dem Hause Hermès, fühle ich Stolz und Erfüllung.
Ich glaube fest daran, dass Handwerk im 21. Jahrhundert nicht nur zeitgemäß, sondern auch notwendig ist. Die Menschen interessieren sich wieder mehr für die Herkunft und Qualität der Produkte, die sie nutzen. Social Media spielt dabei eine große Rolle, indem es Transparenz und Vertrauen schafft. Mein Handy ist mein Schaufenster zur Welt, durch das ich täglich Einblick in meine Arbeit gebe und das Interesse an traditionellem Handwerk wecke.
Ich bin voller Ideen und Pläne für die Zukunft. Mein Betrieb soll weiter wachsen, und ich plane, einen Webshop zu eröffnen und möglicherweise mit meiner Werkstatt in die Steiermark zurückzukehren, wo ich ein Showatelier mit Verkaufsfläche eröffnen möchte. Mein Weg zeigt, dass mit Leidenschaft, Ausdauer und Mut ein traditionsreiches Handwerk in der modernen Welt nicht nur bestehen, sondern auch aufblühen kann.
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